1974–2024: Vor 50 Jahren Lief der Erste Lamborghini Countach vom Band

Darüber hinaus hat Lamborghini exklusive Bilder aus dem historischen Firmenarchiv veröffentlicht.

Im März 1974 wurde im Lamborghini-Werk in Sant’Agata Bolognese die Serienproduktion des Countach aufgenommen. Dieses Modell wurde zu einer Legende und behauptete sich 16 Jahre auf dem Markt. Der Countach ist das erste Modell dessen Karosserie beim Lamborghini gefertigt wurde, die Blechteile wurden damals von Hand geformt und auch die Innenausstattungen wurden in der werkseigenen Sattlerei angefertigt. Was damals eine echte Revolution war, ist 50 Jahre später längst Tradition. Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, hat Lamborghini den allerersten Countach LP 400 zurück an die Montagelinie gebracht, auf der heute der Lamborghini Revuelto gefertigt wird und Fotos produziert, in denen die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft. Darüber hinaus hat Lamborghini exklusive Bilder aus dem historischen Firmenarchiv veröffentlicht.

„Wir sind stolz darauf, unsere Supersportwagen noch heute dort zu produzieren, wo auch der erste Countach vom Band lief“, erklärt Ranieri Niccoli, Chief Manufacturing Officer von Lamborghini. „Die Produktion hat sich von der Fertigung des ersten Countach hin zu unseren aktuellen Modellen radikal verändert, es gab einen deutlichen Wandel in vielen Bereichen. Heutzutage unterscheiden sich die aktuellen Produktionsprozesse wesentlich von denen im Jahr 1974, aber das Beste ist erhalten geblieben. So bauen wir heute in der ‚Manifattura Lamborghini Next Level‘ nicht nur auf die handwerklichen Fertigkeiten unserer Mitarbeiter, sondern auch auf die besten verfügbaren Technologien. Aber die Liebe zum Detail ist der gemeinsame Nenner in der Produktion all unserer Fahrzeuge.“

Die Entstehung des Countach

Am 11. März 1971 wurde auf dem Genfer Autosalon die Studie Lamborghini Countach LP 500 präsentiert. Der durchschlagende Erfolg machte die Entscheidung, in die Serienproduktion zu gehen, leicht. Etliche Prototypen, drei Jahre technische Entwicklung sowie zahlreiche intensive Testfahrten später war das neue Serienmodell mit der Bezeichnung Countach LP 400 bereit.

Während das Fahrzeug entwickelt wurde, wurden auch die Produktionsanlagen für den Countach aufgebaut. Denn auch in dieser Hinsicht war der Countach revolutionär: dessen Karosserie sollte erstmals in der Geschichte der Marke im eigenen Werk gefertigt werden. Bis dahin entstanden die Fahrzeuge von Lamborghini an zwei verschiedenen Orten: Der technische Unterbau wurde bei Lamborghini produziert, externe Karosseriebauer fertigten die Karosserien. Diese wurden dann nach Sant’Agata Bolognese gebracht und dort mit dem Rahmen und der Technik vereint Die Entscheidung, den Karosseriebau fortan ins eigene Werk zu holen, wirkte sich von Beginn an maßgeblich auf das Wachstum des Unternehmens aus.

Die Linea Montaggio N.1 Countach

Das ursprüngliche Lamborghini-Werk umfasste 12.000 Quadratmeter bebauter Fläche, deren Bau 1963 begonnen und 1966 abgeschlossen wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurden auch Getriebe und Differenziale im eigenen Werk gefertigt. Zur Fabrik gehörten damals die Fertigung, Büros, Testflächen und eine Werkstatt.

Die Fertigung umfasste zwei Montagelinien: eine für Motoren und mechanische Bauteile, die andere für die Endmontage der Fahrzeuge. Am 18. Oktober 1968 kündigte Lamborghini die bevorstehende Fertigstellung von drei neuen Fabrikhallen an, die eine Erweiterung der bebauten Fläche um 3500 Quadratmeter mit sich brachte. Heutzutage ist das Werk mit einer Fläche von 346.000 Quadratmeter kaum wiederzuerkennen, aber die Fertigungslinie des Countach, die sogenannte Linea Montaggio N.1 Countach aber immer noch dieselbe. Heute wird dort der neue Zwölfzylinder-Plug-in-Hybrid Revuelto montiert.

Zur Zeit des Countach steckte die Montagelinie noch in den Kinderschuhen und die Arbeiten wurden fast alle von Hand ausgeführt. Die Karosseriebleche wurden nach der Bearbeitung auf einem Holzmodell überprüft und anschließend miteinander verschweißt und ausgerichtet. Dieser letzte Bearbeitungsschritt war wesentlich, da sich jedes von Hand gefertigte und montierte Teil leicht von den anderen, nur scheinbar identischen Teilen unterschied. Die vollständige Karosserie, damals noch aus Rohaluminium, wurde anschließend mit dem Rahmen zusammengefügt. Ein Schienen-Transferwagen brachte diese Baugruppe dann zu den verschiedenen Montagestationen, an denen die einzelnen mechanischen Komponenten verbaut wurden. Der Countach war auch das erste Modell, für das die hauseigene Polsterei Innenausstattungen fertigte, davor war sie nur für die Anpassung und Montage der Innenausstattungen der externen Lieferanten zuständig. Sie wurde schließlich zu einer selbständigen Einheit, die auch die Fertigung der Lederbezüge und Nähte übernahm und bildete die Basis für die essenziellen Möglichkeiten der Personalisierung, die Lamborghini seinen Kunden noch heute im Rahmen des Ad-Personam-Programms anbietet. Mittlerweile haben sich die Fertigungslinien in Folge anderer verwendeter Maschinen und Materialien deutlich verändert, die Prozesse laufen wesentlich organisierter, effizienter und ergonomischer. Während in den siebziger Jahren Aluminium verwendet wurde, wird heute Kohlefaser eingesetzt, die ebenfalls am Standort Sant’Agata Bolognese hergestellt wird. Was sich nicht geändert hat, ist die Leidenschaft und Sorgfalt, mit der die Mitarbeiter die neuen Autos herstellen.

Ein roter Faden vom Countach bis zum Revuelto

Ein halbes Jahrhundert liegt zwischen dem Countach und dem Revuelto, ein Zeitraum, in dem sich auch die Volumina verändert haben: In den 16 Produktionsjahren des Countach liefen 1999 Exemplare sowie der Prototyp LP 500 vom Band. In den elf Produktionsjahren des Diablo belief sich die Stückzahl auf 2903 Fahrzeuge, beim Murciélago waren es in neun Jahren mehr als 4000 Fahrzeuge. Der Aventador brachte es schließlich in elf Jahren auf sage und schreibe mehr als 11.000 Exemplare. Trotz dieser Unterschiede an ein und derselben Produktionsstätte haben der Countach und der Revuelto einiges gemeinsam. Das technische Gesamtkonzept mit Zwölfzylinderlängsmotor im Heck ist gleichgeblieben. Beim Revuelto kommt allerdings das Batteriepaket hinzu, das zur Verlagerung des Getriebes hinter den V12-Motor führte. Die Fahreinstellungen sind ebenfalls unverändert, ebenso wie die Scherentüren, die mit dem Countach geboren wurden und zum typischen Erkennungsmerkmal der V12-Modelle von Lamborghini avancierten. In puncto Design ist darüber hinaus eine bemerkenswerte Kontinuität erkennbar, die sich vom Countach über den Diablo und Murciélago bis zum Aventador erstreckt: Die feine optische Linie, die zwischen vorderem Kotflügel, Dach und Heck verläuft, wird Countach-Linie genannt.

Alle Countach-Modelle von A bis Z

Der erste Countach mit 152 gefertigten Exemplaren war der LP 400 (1974–1978), der sich durch die Kotflügel ohne Radlaufblenden und den Tunnel im Dach für den Rückspiegel auszeichnete, dem das Fahrzeug den Beinamen Periscopio verdankt. Der LP 400 S (19781982) mit einer Stückzahl von 235 Fahrzeugen wurde direkt von dem LP-400-Sondermodell beeinflusst, das für den kanadischen Lamborghini-Fan Walter Wolf konstruiert wurde. Der LP 400 S war mit Pirelli-Niederquerschnittsreifen, Radlaufblenden, Felgen in Form einer Telefonwählscheibe und einem aerodynamischen Anbauteil unter der Frontpartie ausgestattet. Diese Konfiguration, wenn auch bei den Nachfolgeversionen in optimierter und besser integrierter Form, prägte die Optik des Countach im folgenden Jahrzehnt. Der 5000 S (1982–1984), von dem 323 Exemplare produziert wurden, entsprach von der Optik her weitestgehend seinem Vorgänger, trumpfte jedoch mit einem größeren Hubraum des V12 von 4,8 Liter auf. Der Nachfolger Quattrovalvole (1985–1988) mit einer Stückzahl von 631 Fahrzeugen zeichnete sich durch den Höcker auf der Motorhaube aus, der notwendig war, um den 5,2-Liter-Motor mit vier Ventilen pro Zylinder zu beherbergen. Der 25° Anniversario (1988–1990) mit 658 Exemplaren wurde anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums herausgebracht und wartete mit gänzlich überarbeiteten aerodynamischen Anbauteilen auf: Radlaufblenden, Schwellerverkleidungen und vorderes und hinteres Abschlussblech bekamen einen vollkommen neuen Look. Die Form der Lufteinlässe an den hinteren Kotflügeln wurde ebenfalls modifiziert und einige Bleche, wie die der Front- und Heckklappe, waren erstmals aus Carbonfaser gefertigt. Der zunehmende wirtschaftliche Erfolg des Countach ist beachtlich, ebenso wie die Tatsache, dass von den letzten beiden Modellversionen – nicht zuletzt dank der Zulassung des Countach auf dem USamerikanischen Markt – die meisten Exemplare gefertigt wurden.

Der Countach zierte nicht nur die Zimmerwände einer ganzen Generation und avancierte zum Leinwandstar in zahlreichen Filmen, sondern ermöglichte es Lamborghini auch, in der Zeit seiner Vermarktung von der Mitte der 70er-Jahre bis 1990 wettbewerbsfähig zu bleiben und wahrhaft den Status einer Legende zu erlangen.